Foto: RMB/ Heinz Margielsky
Foto: RMB/ Heinz Margielsky

Winkeler Traditionskneipe Batolome feiert sein 25-jähriges Bestehen

Von Cane-Sophie Buzludag

WINKEL - Ein unscheinbares Eckhaus, weiß getünchte Fassade, etwas versteckt eine Eingangstür. Die Tür zu einer anderen Welt. Wer das Batolome betritt, betritt ein Museum. Unzählige Erinnerungsstücke pflastern die Wände der Traditionskneipe in der Winkeler Hauptstraße, jedes einzelne Möbelstück scheint sein eigenes Stück Batolome-Geschichte zu erzählen.

 

Arno Moser kennt sie alle. Am 18. August 1992 – vor fast genau 25 Jahren – eröffnete der heute 52-Jährige zusammen mit seiner Frau Alexandra die Kneipe in den Räumen des ehemaligen Restaurants „Haus Rheineck“. Zu trinken sollte es Bier geben. „So etwas hat im Rheingau noch gefehlt“, war er überzeugt. Und der Andrang schien ihm recht zu geben: „Ich wollte kurz vor der Eröffnung nur schnell duschen gehen. Als ich nach einer halben Stunde wiederkam, standen mir 200 Leute vor der Tür.“ Das gesamte erste Jahr sei extrem gewesen: bis zu 500 Gäste, elf Mitarbeiter, kein Durchkommen, kein Ruhetag. Erst 17 Jahre später rangen sich die Mosers dazu durch, zumindest am Dienstag den Laden geschlossen zu halten.

 

 

90 Prozent sind Stammgäste.

 

Heute ist es etwas beschaulicher geworden.

Doch die Mosers sagen: Im Batolome gibt es eher zu viel als zu wenig zu tun.

„Wir haben da toi toi toi nicht zu klagen, im Gegensatz zu so manchem Kollegen.“

Auf 90 Prozent schätzt Moser den Anteil der Stammgäste, manche von ihnen kommen seit dem ersten Tag. Wie ein 78-Jähriger, der drei Mal die Woche mit seiner Frau im Batolome einkehrt. „Der war schon im Rheineck Stammgast.“

 

Wenn Moser Geschichte über Geschichte zu seinem Batolome erzählt, wird die Stimme weich. Manchmal überschlägt sie sich fast, zu dem und dem und dem Stück hat er noch was zu sagen. Mosers Herz hängt an dieser Kneipe, an jeder einzelnen Schraube, jedem Brett.

 

Unzählige Erinnerungsstücke zieren die Wände

 

Da ist die Zapfanlage über der Tür, die elf Jahre tatsächlich ihre Dienste im Batolome tat. Das Motorrad mit Beiwagen der Eisenacher Motorenwerke, Baujahr 1953, das auf dem Dach über der Theke steht und für die Moser extra einen neuen Pfosten setzen ließ, damit ihm das Dach nicht einstürzt. Das Holz für Balken und Podest, das aus der Villa „Belvedere“ in Eltville stammt – und von denen ein Balken von einem Holzwurm befallen ist, der immer noch darin lebt.

 

Von den unzähligen Emailleschildern an den Wänden („alles Originale“) hatte Moser schon vor der Eröffnung eine Menge gesammelt. Doch ausgereicht für den großen Gastraum hatte es nicht. Und so karrten die beiden noch einmal einen ganzen Lastwagen Erinnerungsstücke an, alles Leihgaben eines Mannes „von der anderen Rheinseite“, dem sie versprachen, nichts davon zu verkaufen. Dabei sind sie bis heute geblieben. Selbst ein 18 000-Euro-Angebot für das Toblerone-Schild an der Decke im Eingangsbereich hat sie nicht schwach werden lassen.

 

Trotz des Hangs zu Altem wollen die Mosers das Geschäft immer weiterentwickeln. „Am Anfang hat hier niemand Weizenbier angerührt“, erzählt Moser. Heute ist es das beliebteste Bier, „sogar das alkoholfreie“. Unter den 20 Sorten Bier, die die Mosers ausschenken, gab es auch das ein oder andere Craftbeer („nur ein Hype“), die Küche ist mittlerweile auf Burger spezialisiert, außerdem lässt sich tatsächlich Wein in der Bierkneipe kaufen („nur Rheingauer Riesling“). Wenn etwas Neues bei den Gästen nicht ankommt, fliegt es allerdings genauso schnell von der Karte, wie es gekommen ist.

Nicht nur da sind die Mosers rigoros: „Hier gibt‘s nur WLAN-freies Bier“, sagt Sohn Maximilian (23), der auf lange Sicht die Geschäfte übernehmen wird.

Und Vater Arno ergänzt: „Die Leute sollen sich hier unterhalten.“

Quelle: http://www.wiesbadener-kurier.de/lokales/rheingau/oestrich-Winkel/winkeler-traditionskneipe-bartolome-feiert-sein-25-jaehriges-bestehen_18098809.htm



Was sich hinter dem Longdrink mit dem viel versprechenden Namen "Orgasmus" verbirgt, haben wir nicht getestet, obwohl solche Vorsicht im "Batolome" eigentlich unnötig ist. Das Lokal an der Hauptstraße in Winkel ist eines der urigsten im unteren Rheingau. Die Babywäsche auf der Leine, das Adenauer-Foto und die Dekorations-Pistolen an der Wand, das Motorrad-Gespann auf dem Dach über der Theke, die Bilder an der Decke und allerlei Memorabilien in jedem Winkel des schummrig-gemütlichen Lokals vermitteln die Atmosphäre eines stilvollen Flohmarktes. Und die alte Benzinzapfsäule am Eingang steht im übertragenen Sinn dafür, dass der Gast hier "auftanken" kann. Nicht nur Drinks und etliche Sorten Gerstensaft, sondern auch Entspannung und neue Kraft.

Vor allem Jugendliche und Junggebliebene schätzen das lockere Treiben im manchmal allerdings ein wenig verrauchten "Batolome". Die Cocktails sind alle von verlässlicher Qualität, die Weinauswahl ist allerdings niederschmetternd.
Doch dieses Manko wird durch die große Freundlichkeit des Wirts hinter der Theke und seiner überschaubaren Speisekarte, die allerlei kleinere und größere Schmankerl bis hin zum Rumpsteak aufführt, ausgeglichen. Doch das Speisen ist kein Muss im "Batolome", wo sich vor allem jene zuhause fühlen, die allein an der Theke oder an den dunklen Holztischen ein Bier "zischen" und den Alltag hinter sich lassen wollen.
OLIVER BOCK


Für Gerstenhopper

Das Batolome ist die mit Abstand am liebevollsten und originellsten eingerichtete Kneipe im Rheingau. Mittwochs bis Montags ab 19 Uhr kann man eine Einrichtung bestaunen, die das Gefühl vermittelt, man stünde im Freien.

Der Gast läuft auf Kopfsteinpflaster an einem dicken Baumstamm vorbei und sucht sich einen der überdachten Tische, um sich dort beim Lesen der Speisekarte das Wasser im Mund zusammen laufen zu lassen. Besondere Empfehlung verdienen die Chicken-Burger: leckeres Essen für kleines Geld! Aber auch Spaghetti, Steak und sogar Krautwickel gibt's hier. Der Abschluss mit Palatschinken ist echt empfehlenswert, aber Achtung: Küche nur bis 23.00 Uhr! Beim Genuss eines Erbacher Fass-Bieres kann man sich nach getaner Arbeit (Essen) im Sitzen, die im Vorbeigehen entgangenen Accessoires noch einmal genauer anschauen. Die  Gäste im Batolome sind zwischen 16 und 60 Jahre alt und hauptsächlich aus dem unteren Rheingau. Die Stimmung ist dank guter Musik meist ausgelassen und man lernt durch die rheingautypische aufgeschlossene Art leicht neue Leute kennen.